Mit OUT OF SPACE untersucht die Hamburger Kunsthalle, wie Künstler*innen seit den 1960er Jahren bis heute »Raum« definieren und konstruieren: Positionen der Minimal Art und der Konzeptkunst werden dazu in einen Dialog mit Arbeiten junger zeitgenössischer Künstler*innen gebracht, die mit ihren Werken eine Auseinandersetzung mit dem physischen Raum im Angesicht des Digitalen erfahrbar machen. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die performative Arbeit Untitled (1968) von Robert Morris – einem der wichtigsten Vertreter des Minimalismus: 16 im Raum angeordnete Aluminiumgitter können wie ein Labyrinth begangen werden, was die Besucher*innen selbst zum Gegenstand der Betrachtung und damit zum Teil der Installation macht. Das zentrale Werk ist eine aktuelle Schenkung von Susanne und Michael Liebelt, Hamburg, aus dem Jahr 2020 an die Hamburger Kunsthalle. Neben ihr sind weitere neueste Schenkungen und Ankäufe erstmalig zu sehen. Insgesamt werden (Raum-)Installationen, Skulpturen und Videos von rund 20 internationalen Künstler*innen in vier Themenkomplexen präsentiert: Der eigene Körper als Medium der Raumwahrnehmung; Raum in seiner (multimedialen) Erweiterung; Raum als Sinneserfahrung; Raum als Medium der Architektur.
Unter den ausgestellten Arbeiten sind sowohl Werke aus der Sammlung der Kunsthalle sowie Leihgaben von jungen Künstler*innen aus Hamburg, Köln und Berlin, die teils eigens für OUT OF SPACE entstanden sind: Die digitalen Arbeiten von Armin Keplinger (*1982) und Manuel Rossner (*1989) ermöglichen den Besucher*innen, sich mit VR (Virtual Reality)-Brillen in virtuellen Erweiterungen der Museumsräume zu bewegen. Keplinger stellt seiner physisch im Ausstellungsraum existierenden Skulptur einen digitalen Körper gegenüber, der die bildhauerischen Möglichkeiten des virtuellen Raumes erkundet. Die ortsspezifische Virtual-Reality-Installation von Rossner – aktueller Träger des Fellowships der Philipp Otto Runge Stiftung – lässt die Besucher*innen in eine aufwendig simulierte digitale Version der Galerie der Gegenwart eintauchen und erkunden. Hier wird deutlich: Der Raum scheint gleich – die Art und Weise, wie Kunst in ihm wahrgenommen und wie mit ihr interagiert wird, unmittelbar anders. Die Performancekünstlerin Angela Anzi (*1981) lässt starre, turmartige Tongebilde in den Raum ragen, deren eingebaute Subwoofer (Lautsprecher) nicht wahrnehmbare Sinustöne produzieren, die vibrierend im Raum Objekt und Klang verschmelzen lassen und Raum körperlich spürbar machen. Jacqueline Hen (*1989) zeigt mit ihrer raumgreifenden Lichtinstallation wie Wahrnehmungen in Grenzbereiche geführt und inwieweit räumliche Installationen Bewusstseinszustände beeinflussen können.
Noch bevor mit dem Spatial Turn Ende der 1980er Jahre Räume nicht nur in physischen und geographischen Kategorien begriffen, sondern auch als soziale Konstrukte und gesellschaftliche Ordnungen definiert wurden, untersuchten die amerikanischen Minimalisten mit reduzierten Formensprachen die Interaktion von Raum, Objekt und Akteur*innen. In den vergangenen 30 Jahren hat sich das Leben unaufhaltsam ins Digitale verlagert und den Raumbegriff drastisch verändert und erweitert: Raum wird heute nicht nur zunehmend medial, sondern vor allem digital konstruiert. Gleiches gilt für die Kunst: Ob Installation, Performance oder selbst die Malerei – viele künstlerische Felder setzen sich nicht nur seit Jahren mit der digitalen Welt auseinander, viele sind längst selbst digital und über das eigene Smartphone erfahrbar – überall und jederzeit. Das ist nicht nur für Betrachter*innen und Künstler*innen gleichermaßen Chance und Herausforderung – auch für Museen: Der Künstler Manuel Rossner schenkt der Hamburger Kunsthalle die Arbeit How did we get here? (2021). Erstmalig in der Sammlungsgeschichte geht damit ein NFT (Non-Fungible Token) in die Sammlung über.
Darüber hinaus gibt es auch für Besucher*innen der Ausstellung die Möglichkeit, Eigentümer*in eines NFTs von Manuel Rossner zu werden: Der Künstler vergibt 15 NFTs, versteckt in seiner digitalen Arbeit, die über die App der Hamburger Kunsthalle erlebt weden kann. Ebenso können sich die Besucher*innen mit der App beim Erkunden der Ausstellung von einer rein audiovisuellen Tour begleiten lassen. Zudem werden – direkt ausgehend von OUT OF SPACE – geführte Touren zu ausgewählten Kunstwerken im öffentlichen Raum angeboten, die sich in unmittelbarer Nähe zur Galerie der Gegenwart im Stadtraum befinden.
Beteiligte Künstler*innen: Jürgen Albrecht, Angela Anzi, Cabrita, Dan Graham, Jacqueline Hen, Armin Keplinger, Hubert Kiecol, Jan Köchermann, Axel Loytved, Gordon Matta-Clark, Robert Morris, Bruce Nauman, Charlotte Posenenske, Manuel Rossner und Monika Sosnowska.
Gefördert von: Philipp Otto Runge Stiftung, Kunst- und Literaturstiftung Petra und K.-H. Zillmer, Hamburgische Kulturstiftung