Lyonel Feininger

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Menschenbilder. Eine unbekannte Welt

Die Hamburger Kunsthalle präsentiert im Herbst 2003 eine umfassende Ausstellung zum figürlichen Werk von Lyonel Feininger. Nach der Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle Feiningers, die unser Haus 1998 erfolgreich organisierte, soll nun ein weitgehend unbekannter Teil von Feiningers Werk neu entdeckt werden. Obwohl in den großen Ausstellungen, die sich in der Vergangenheit dem Werk Feiningers widmeten, das figürliche Werk als Beleg einer frühen Werkphase auch präsent war, ist speziell diesem wichtigen Teil innerhalb des gesamten Schaffens von Lyonel Feininger bislang noch nie eine umfangreiche Ausstellung gewidmet worden. An Hand von ca. 30 Gemälden, einer Plastik und einer größeren Anzahl von Arbeiten auf Papier sollen die figürlichen Kompositionen, die Feininger seit 1907 zunächst aus seinen Karikaturen entwickelte und schnell zu einer vollkommen eigenständigen Bildwelt werden ließ, zum ersten Mal eingehend untersucht werden. Dabei werden auch eine Reihe von bedeutenden Werken aus internationalen Privatsammlungen zu sehen sein, die in der Vergangenheit selten oder noch nie öffentlich gezeigt wurden. Eine besondere Attraktion dürften in der Ausstellung die berühmten Comic-Strip-Serien The Kin-der-Kids und Wee Willie Winkie´s World bilden. Der Zeitraum der ausgewählten Werke umfasst das gesamte Schaffen Feiningers, jedoch mit einem Schwerpunkt  auf Arbeiten aus den Jahren von 1908 bis 1916.

Feininger kam erst mit 36 Jahren zur Malerei, nachdem er zuvor fast zwei Jahrzehnte als kommerzieller Karikaturist für unterschiedliche Zeitschriften tätig war. Die Malerei konnte sich jedoch erst entfalten, als sich die satirischen Zeichnungen von ihrem kommerziellen und zweckgebundenen Auftrag entfernt hatten und selbstständig geworden waren. Auf der Grundlage der französischen Romanliteratur des 19. Jahrhunderts, den großen Werken von Balzac, Sue und Hugo, schuf Feininger innerhalb kurzer Zeit einen inhaltlichen Rahmen für seine Kompositionen, in denen die unterschiedlichsten Figurentypen wie auf einer Bühne nebeneinander auftreten. Feininger wollte in diesen ungewöhnlichen und vergleichslosen Bildern weder eine Illustration der literarischen Vorlage schaffen noch oberflächliche Komik erzeugen. Vielmehr zeigen diese Figurenkompositionen kleine Welten, die der bestehenden Gesellschaft ähneln, diese jedoch immer wieder irritieren, aufbrechen und in Frage stellen. Mit den unterschiedlichsten Figurentypen wie Arbeiter, Prostituierte, Maskierte, Trompetenbläser, Kinder oder Jesuiten, entstanden so Bilder von einer Welt, die surreale Züge trägt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog für € 23.