Die »Brücke« in Hamburg

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Für die Kunst der 1905 in Dresden ins Leben gerufenen Künstlergemeinschaft »Brücke« war Hamburg von entscheidender Bedeutung. Auch wenn die Künstler sich nur besuchsweise und sporadisch in Hamburg aufhielten – auf dem Weg zu ihren Sommerdomizilen in Dangast (Schmidt-Rottluff), Osterholz (Heckel) oder auf Fehmarn (Kirchner, Mueller) – war es die einzigartige Unterstützung und Förderung, die der Kunst der »Brücke« aus der Hansestadt zuteil wurde.

Im Juni 1905 hatten die jungen Architekturstudenten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff die »Brücke« gegründet, »mit dem Glauben an Entwicklung an eine neue Generation der Schaffenden wie der Geniessenden» (Manifest 1906). Einer ihrer Dresdner Professoren war der spätere, legendäre Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Neben den aktiven Mitgliedern der Künstlergemeinschaft, zu denen zeitweilig auch der Schweizer Cuno Amiet, Emil Nolde, Otto Mueller und der Hamburger Fritz Nölken gehörten, zählten sie sogenannten »passiven« Mitglieder eine zentrale Rolle für die Rezeption und damit für den großen Erfolg dieser modernen Kunst in Deutschland.

In Hamburg war es zuerst der Jurist und Graphiksammler Gustav Schiefler mit seiner Frau Luise, die im Herbst 1905 von der Gründung der »Brücke« hörten und deshalb nach Dresden reisten. Er war der erste Hamburger, der »passives« Mitglied der Künstlergemeinschaft wurde und so für seinen jährlichen Beitrag die »Jahresmappe« erhielt, jeweils eine Mappe mit Originalgraphiken der Künstler.

Schieflers setzten sich in Hamburg intensiv für die Kunst aus Dresden ein, veranstalteten Abende, bei denen sie andere Kunstfreunde die Werke nahe brachten. So zählte bald Schieflers Juristenkollege Paul Rauert und seine Frau Martha, Rauerts Schwester Konsulin Bertha Rohlsen, die Kunsthistorikerin Rosa Schapire sowie eine Reihe weiterer Hamburger, die vornehmlich durch die Vorträge Schapires gewonnen wurden, zu den »passiven« Mitgliedern der »Brücke«. Aus keiner anderen Stadt hat die »Brücke« so früh und so zahlreiche Unterstützung erhalten, wie aus Hamburg.

Die Ausstellung der Hamburger Kunsthalle konzentriert sich auf Beziehung der Künstlergruppe »Bücke« zu Hamburg und auf die in der Stadt befindlichen, einzigartigen Sammlungen von Kunstwerken der »Brücke«. Im Zentrum steht dabei der Eigenbestand der Hamburger Kunsthalle, Gemälde wie auch Arbeiten auf Papier aus dem Kupferstichkabinett, der zu den wichtigsten Museumssammlungen weltweit zählt. Darüber hinaus werden qualitätvolle Leihgaben aus Hamburger Privatsammlungen zu sehen sein, wie die seit 1906 aufgebaute und in weiten Teilen noch heute existierenden Sammlung Rauert.

Dabei wird deutlich, dass die Hamburger Sammler und öffentlichen Sammlungen von Anfang an Vorlieben und Schwerpunkte gesetzt haben, die sich in diesen Sammlungen ablesen lassen. So setzte Schiefler einen Schwerpunkt auf das Werk von Ernst Ludwig Kirchner, während die Rauerts intensiv Werke von Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff erwarben. Andere Künstler wie Max Pechstein, Erich Heckel oder Otto Mueller fanden bei den Hamburgern weniger Aufmerksamkeit, und so gelangten ihre Werke nicht in dem Maße in die Hamburger Sammlungen, wie die ihrer Künstlerfreunde.

Die Hamburger Kunsthalle zeigt ca. 90 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen sowie Druckgraphik der »Brücke«- Künstler. Die Beziehungen der »Brücke« zu Hamburg werden in einem eigenen Raum ausführlich dokumentiert, u. a. durch die berühmten gezeichneten Postkarten der »Brücke«- Künstler, durch Archivmaterial aus dem Nachlass Schieflers und Skizzenbüchern von Kirchner, die in Hamburg entstanden sind.