WILLIAM BLAKES UNIVERSUM
Presseinformation
Kurator*innen
Prof. David Bindman (London), Dr. Esther Chadwick (Courtauld Institute of Art, London) und Dr. Andreas Stolzenburg (Hamburger Kunsthalle)
Assistenzkurator
Jan Steinke
Wissenschaftliche Volontärin
Julia Kersting
Die Hamburger Kunsthalle präsentiert in einer großen Ausstellung das erstaunliche Œuvre des englischen Zeichners, Graphikers und Dichters William Blake (1757–1827), das dieser um 1800 vor dem Hintergrund von Revolution und Krieg in Europa, Sklaverei in den europäischen Kolonien und der Unterdrückung im heimischen Großbritannien schuf. Blakes Arbeiten verknüpfen seine Kritik an der damaligen Welt mit einer Vision von universeller Erlösung. Außerhalb Englands ist sein Werk noch immer wenig bekannt – seine mystischen Bilderwelten und seine düsteren literarischen Arbeiten finden jedoch bis heute Widerhall in der Popkultur. Die Ausstellung setzt Blakes Werk anhand von rund 90 Arbeiten auf Papier in Bezug zu ausgewählten Arbeiten europäischer Zeitgenossen, sodass insgesamt rund 170 Werke zu sehen sein werden. Die Schau zeigt den Künstler zudem als einen wahrhaften Europäer, obwohl Blake Großbritannien nie verließ, und gewinnt damit eine besondere Aktualität.
Fast 50 Jahre nach der ersten, von David Bindman kuratierten William-Blake-Schau (1975) an der Hamburger Kunsthalle zeigt das Haus nun die zweite Museumsausstellung zu Blakes Werk in Deutschland überhaupt. Erstmals werden jetzt sämtliche Blake-Bestände des Fitzwilliam Museum in Cambridge und das Vermächtnis des bekannten Blake-Sammlers Geoffrey Keynes öffentlich präsentiert.
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In drei Kapiteln – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – illustriert WILLIAM BLAKES UNIVERSUM entscheidende Aspekte der Kunst Blakes von seiner Ausbildung an der Royal Academy of Arts in London, über seine Beschäftigung mit der Antike und der Renaissance bis hin zu seiner Begeisterung für die mystischen Bildwelten der frühen Neuzeit. Das »Universum« im Ausstellungstitel bezieht sich auf die Welten, die Blake in seiner visionären Phantasie erschaffen hat, aber auch auf den umfassenden intellektuellen und künstlerischen Kosmos, in den seine Ideen und Bildfindungen einzuordnen sind. Seine deutschen Zeitgenossen Philipp Otto Runge (1777–1810) und Caspar David Friedrich (1774–1840) kannte er nicht und hat vielleicht nie von ihnen gehört, obwohl schon zu Lebzeiten Blakes eine Verbindung zwischen ihm und der damaligen deutschen Kunst hergestellt wurde. Runge und Friedrich wandten sich wie Blake im Angesicht vernichtender politischer Krisen der bildenden Kunst zu, um die Welt neu zu errichten: Der Romantiker Runge strebte ebenfalls an, die geistige Erneuerung des Menschen in künstlerisch neuartiger Form sichtbar zu machen. Blakes Darstellungen der Reise der Seele vom Gefallensein bis zur Erlösung werden zudem mit Werken von Friedrich und von Zeitgenossen wie seinem jüngeren Landsmann Samuel Palmer (1805–1881) in Bezug gesetzt, um die künstlerischen Spannungen zwischen individueller, nationaler und universeller Befreiung um 1800 aufzuzeigen.
Die europäischen Bezüge von Blakes Werk ergeben sich zum einen aus seiner akademischen Ausbildung an der Royal Academy of Arts, die zutiefst antiken und italienischen Vorbildern verpflichtet war. Und zum anderen aus seiner Auseinandersetzung mit der Amerikanischen und der Französischen Revolution. Diese politischen und sozialen Umwälzungen greift Blake in seinen Hauptwerken America a Prophecy (1793–1821) und Europe a Prophecy (1794) auf, in denen er – reich an Symbolik und durchsetzt mit seiner eigenen Mythologie – die Revolutionen als einen Kampf zwischen den Kräften der Freiheit und der Unterdrückung darstellt. Den Konflikt verkörpern mythische Figuren wie »Orc«, der den rebellischen Geist repräsentiert, und »Urizen«, der für das repressive System steht. Seine Texte kombinierte Blake mit bemerkenswerten Illustrationen, die seine visionären Szenen darstellen: Die aufwendig handkolorierten Drucke auf Papier wurden durch eine von Blake selbst erfundene einzigartige Drucktechnik möglich – die Reliefradierung.
Die Schau ist eine Kooperation der Hamburger Kunsthalle mit dem Fitzwilliam Museum, University of Cambridge. Sie knüpft an den Zyklus »Kunst um 1800« des ehemaligen Kunsthallendirektors Werner Hofmann an. In Hamburg war schon 1811 der erste biographische Beitrag zu William Blake in der von Friedrich Perthes herausgegebenen kritischen Zeitschrift »Vaterländisches Museum«, verfasst von dem englischen Journalisten Henry Crabb Robinson, erschienen. Die Hansestadt kann sich mit der aktuellen Ausstellung somit mit Recht als ein Zentrum der Präsentation des Werkes von William Blake auf dem Kontinent bezeichnen.
Ein umfangreicher Katalog (380 Seiten, Hatje Cantz Verlag) ist zum Preis von 39 Euro im Museumsshop oder über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis von 54 Euro erhältlich. In der App der Hamburger Kunsthalle stehen Audiotouren für Erwachsene (deutsch und englisch) sowie für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren (deutsch) zur Verfügung. Eine Animation in der Ausstellung sowie ein Kurzfilm stellen William Blake in den Kontext seiner Zeit. Zusätzlich schildert eine Begleitpublikation in Form einer Graphic Novel (deutsch und englisch / kostenlos für die Besucher*innen zum Mitnehmen) von Noëlle Kröger das Leben William Blakes.