Unter dem Titel »STANDPUNKT« werden zukünftig in lockerer Folge kleine Ausstellungen zu sehen sein, die Positionen zeitgenössischer Kunst zur Diskussion stellen. Im Mittelpunkt steht das Werk eines einzelnen Künstlers oder einer Künstlerin, die eingeladen sind, ihren »Standpunkt« in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Kunsthalle darzustellen.
Den Anfang macht Claus Böhmler, Multimediakünstler, Zeichner und Poet, der in den letzten Jahren eine Serie von, wie er sie selbst nennt, »Zeichenheften« geschaffen hat. Bei ihrer Betrachtung tauchen Erinnerungen an die Fibel der Kinderzeit auf, an Bilderrätsel und Comic-Sequenzen - Ergebnisse der Arbeitsweise Böhmlers, der sich allgegenwärtiger Formen der Alltagskultur bedient und diese seinen eigenen Vorstellungen gemäß zeichnend umformt.
Technische Reproduktionsvorgänge lassen aus originalen »Arbeiten auf Papier“« Kopien entstehen, die zu Heften zusammengebunden im Zentrum der Ausstellung stehen, die das Publikum auffordert, direkten schöpferischen Kontakt zu den Vorlagen aufzunehemn, sie als Untergrund zu begreifen, dessen Freiräume es in einem Akt tätigen Sehens auszuloten und zu füllen gilt.
Die im Titel anklingende Beziehung zu weit verbreiteten An- und Ausmalheften ist zugleich ein raffiniertes Spiel mit trivialem Formvokabular wie dessen Kritik: im Gegensatz zu jenen, die sich im schematischen Ausfüllen bereits erschöpfen, appellieren Böhmlers Vorlagen an die Erfindungskraft eines Publikums, das die Herausforderung zur aktiven Mitarbeit am Werk annimmt. Die Performance zur Eröffnung zeigt den Künstler bei der Arbeit, während seine Assistentin laut darüber nachdenkt, wie seine Produktionen trotz bester Absicht, sie richtig zu vermitteln, zum Verschwinden gebracht werden: Ein Bild für die Schwierigkeit, Kunst zur Sprache zu bringen. Die kleine Broschüre zur Ausstellung kostete 5 DM.