Sigmar Polke. Kulturschablone

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Druckgraphische Arbeiten von 1963 bis 2000

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Galerie der Gegenwart zeigt die Hamburger Kunsthalle im Hegewisch-Kabinett erstmals ihre herausragende Sammlung druckgraphischer Werke Sigmar Polkes. Dank einer großzügigen Schenkung der Freunde der Kunsthalle in den Jahren 1994 und 1995 konnte das Kupferstichkabinett einen großen Teil der Editionen des Künstlers erwerben. Hierzu gehören frühe Werke der Mappe „Graphik des Kapitalistischen Realismus“ (1967/68), die 1968 von René Block herausgegebene Kassette „.... Höhere Wesen befehlen“ oder spätere Editionen wie „Der zweite Fall“ von 1995, die längst legendären Charakter erreicht haben. Gezeigt werden auch Künstlerbücher wie „Bundestagswahl 1972 – Bizarre“ oder „Day by Day“ aus dem Jahr 1975. Wie in seinen Gemälden nutzt Polke in diesen Arbeiten verschiedenste Techniken von der Rasterzeichnung, über Photo- oder Offsetdruck, Collage bis zur Serigraphie. 1966 schrieb er dazu: „Mir gefällt das technische Mittel, der Klischeecharakter des Rasters [...] Mir gefällt daran das Unpersönliche, Neutrale und Fabrizierte. [...] So verstanden, glaube ich, dass mein verwendetes Raster schon eine ganz bestimmte Sicht aufzeigt, eine allgemeine Situation und Interpretation ist: nämlich Struktur meiner Zeit, Struktur einer Gesellschaftsordnung, einer Kultur, genormt, geteilt, aufgeteilt, eingeteilt, gruppiert, spezialisiert.“

Polke setzt seine visionäre Kraft und technische Virtuosität ein, um ambivalente oder paradoxe Effekte zu erzeugen. Alltägliches, Lapidares verbindet er mit scheinbar Anspruchsvollem: Mit seiner „Kulturschablone“ (1998), einer ausgeschnittenen Papierschablone mit Ausstanzungen, hinter die man beliebig Zeitungsannoncen oder andere Publikationen legen kann, wird jeder zum eigenen „Kulturschaffenden“. Mit Ironie und Humor entlarvt Polke so in seinen Werken die Widersprüche und Klischees des gesellschaftlichen Lebens.

Seit 1963 hat Sigmar Polke ca. 150 Editionen geschaffen, die von den Hamburger Sammlern Jürgen Becker und Claus von der Osten im Jahr 2000 in einem „Catalogue Raisonné“ erstmals verzeichnet wurden.