Eine Einzelausstellung zu Paul Wunderlich hat es in einem Hamburger Museum bislang noch nie gegeben. Die Präsentation seiner Lithographien in der Hamburger Kunsthalle will diese Lücke schließen, zählte Wunderlich doch bis zu seinem Tod im Jahr 2010 zu jenen Künstlern der Stadt, die international hohes Ansehen genossen. Zweifellos war Wunderlich ein Frühberufener: Noch während seines Studiums an der Landeskunstschule in Hamburg wurde ihm die Leitung der graphischen Werkstatt übertragen, wo er als Drucker für Emil Nolde und Oskar Kokoschka arbeitete und seinen Kommilitonen Horst Janssen in die Kunst der Radierung einführte. Der Skandal um die Lithographie-Folge „qui s'explique", die wegen ihrer sexuellen Brisanz von der Hamburger Staatsanwaltschaft 1960 beschlagnahmt wurde, machte ihn schlagartig berühmt und brachte ihm einen festen Platz in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York ein. Auch ist Wunderlich zu Lebzeiten als einziger deutscher Künstler in die Pariser „Académie des Beaux-Arts" aufgenommen worden.
Anlass der Ausstellung ist eine großzügige Schenkung des Berliner Kunsthändlers Dieter Brusberg, durch den die Hamburger Kunsthalle unlängst in den Besitz eines großen Bestandes an Lithographien von Wunderlich gelangt ist. Da sich die Sammlung auf einen spezifischen Zeitabschnitt, namentlich auf Wunderlichs frühe Lithographien, konzentriert, wird die Ausstellung um 1975 ein Schnitt vornehmen. Das ermöglicht einen gezielten Blick auf die Frühphase des Künstlers, auf die Entwicklung von Wunderlichs unverwechselbarer Handschrift und auf bislang unpublizierte Lithographien, in denen sich auch Einflüsse anderer Künstler zeigen.