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Bilder vom Orient Von Meister Francke bis Shirin Neshat

In ihrem dritten Parcours »Bilder vom Orient« widmet sich die Hamburger Kunsthalle den unterschiedlichen, über die Jahrhunderte entstandenen Ideen vom Orient. Der Rundgang führt von den Alten über die Neueren Meister und von den »Orientmalern« bis zu Werken der Klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst in der Galerie der Gegenwart. »Orient« ist uns ein geläufiger Begriff. Jedoch existiert »der Orient« nicht an sich. Vielmehr ist durch eine bestimmte Denktradition und durch eine seit Jahrhunderten währende Bildtradition für den Westen »der Orient« zur »Realität« geworden. Den Bildern dieser vom Westen aus gesehenen »Realität« geht der Parcours auf die Spur. In mittelalterlichen Werken kennzeichnete man das Böse nicht nur durch furchterregende Grimassen, sondern auch durch fremd erscheinende Kleidungsstücke. So hat Meister Francke die Schergen in den Bildern der Passionsgeschichte mit einem Turban ausgestattet und damit den Ungläubigen auch das Gesicht des »Orientalen« gegeben.

Den niederländischen Künstlern des 17. Jahrhunderts diente die Kleidungsweise der kleinasiatischen Händler, die sich in ihren Städten aufhielten, als Anregung für die Darstellung alttestamentarischer Figuren. Mit dem Ägyptenfeldzug Napoleons 1798 begann die europäische Kolonialexpansion; das Bild vom Orient änderte sich erneut. Zwar reisten die »Orientmaler« in die eroberten Gebiete, ihre Gemälde gaben jedoch vor allem über die eigenen Phantasien, die sich am »Fremden« entzündeten, Auskunft. Zugleich begann die wissenschaftliche Erforschung des Vorderen Orients. Die Entdeckung der Farbintensität durch das besondere Licht, die Kandinsky während seiner Tunesienreise machte, gab ihm zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Anstoß der Entwicklung einer neuen Sprache in der Malerei: die der Abstraktion. Zwei Videoarbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen (Shirin Neshat und Christine de la Garenne) brechen mit dem westlichen Blick der Polarisierung zwischen »Orient« und »Okzident«.

Zum Parcours findet ein Begleitprogramm statt: eine Filmreihe im Metropolis-Kino, eine Lesung mit Najem Wali in Kooperation mit dem Goethe-Institut Hamburg und spezifische Themenrundgänge zu Literatur und Kunst. Der Parcours ist ein Themenrundgang, der durch alle Sammlungsbereiche der Hamburger Kunsthalle führt. Er ermöglicht den Besuchern, die reichhaltige Sammlung unter spezifischen kunsthistorischen Fragestellungen neu kennen zu lernen und sich mit einzelnen, hervorgehobenen Werken intensiver auseinander zu setzen.