Max Beckmann zählt in der Malerei und der Druckgraphik zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Bereits mit den Techniken der Druckgraphik vertraut, prägen Beckmann die unauslöschlichen persönlichen Eindrücke während des Ersten Weltkriegs und führen ab 1915 zu einem entscheidenden Motiv- und Stilwandel seiner künstlerischen Arbeiten.
Die Hamburger Kunsthalle zeigt in drei aufeinander folgenden Ausstellungen Zeichnungen und Druckgraphik von Max Beckmann aus der Sammlung Hegewisch. Die weit über 120 Werke Beckmanns auf Papier des Sammlerehepaars Klaus und Erika Hegewisch bieten einen umfangreichen Überblick zu Beckmanns Schaffen. Zu den Werken in ihrer Sammlung zählen Zeichnungen wie zum Beispiel das ausdrucksvolle Selbstbildnis Beckmanns mit Krankenpflegeruniform und Autobrille von 1915, neben vielen Einzelblättern alle wichtigen graphischen Zyklen, darunter »Gesichter« (1915-1918), »Die Hölle« (1919), »Jahrmarkt« (1921) und »Berliner Reise« (1922) sowie das illustrierte Buch der »Apokalypse« von 1943 mit vom Künstler handkolorierten Lithographien.
Die erste Ausstellung dieser Folge schilderte anhand der Mappe »Gesichter« und wichtiger Zeichnungen eindrucksvoll die Zeit, in der Beckmann aufgrund eines seelischen und körperlichen Zusammenbruchs aus dem Kriegsdienst entlassen worden war. Er ließ Frau und Kind in Berlin zurück und entschied sich für einen Neubeginn in Frankfurt.
Diese zweite der drei geplanten Ausstellungen zur Graphik Beckmanns aus der Sammlung Hegewisch setzt mit Beckmanns langjährigem Aufenthalt in Frankfurt ein. Im Zentrum steht der Zyklus »Die Hölle«, elf großformatige Lithographien, die 1919 auf Anregung seines Verlegers und Freundes J. B. Neumanns entstanden. Beckmann beobachtete seine Mitmenschen äußerst kritisch und bannte seine Eindrücke auf Papier. Er spielt dabei mit verschiedenen Blickpunkten, Verzerrungen und einer zunehmenden Destabilisierung der Komposition. »Die Hölle« öffnete Zeitgenossen wie dem Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt 1920 die Augen: »So sieht es also in Deutschland aus. (…) In solch einer Hölle leben wir.«
Noch heute sind die Arbeiten Max Beckmanns eindrucksvolle Zeugnisse der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Ergänzt wird Beckmanns Zyklus, der exemplarisch für seinen künstlerischen Neubeginn in Frankfurt steht, mit »Stadtnacht«, einer Serie von Illustrationen, die der Künstler aus eigenem Antrieb zu den grotesken Gedichten der Nachbarstochter Lili von Braunbehrens fertigte.