Die Hamburger Kunsthalle verfügt über einen überaus qualitätvollen Bestand an Gemälden und Skulpturen, die in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden sind. Aus Platzgründen kann diese wichtige Sammlung nur selten der Öffentlichkeit gezeigt werden. Im Kuppelsaal werden nun 23 Werke, darunter ein halbes Dutzend Skulpturen, aus der noch deutlich umfangreicheren Sammlung präsentiert. Sie sind so inszeniert, dass Malerei und Plastik eine Symbiose eingehen. Es ist dem damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Hentzen (Direktor von 1956-1969), zu verdanken, dass diese Werke erworben wurden. Auffallend ist, dass er fast ausschließlich jeweils nur eine Arbeit eines Künstlers kaufte, die jedoch das künstlerische Werk herausragend repräsentiert. Sein Nachfolger, Werner Hofmann (Direktor von 1969-1990) konnte diesem Sammlungsbestand noch einige weitere wichtige Arbeiten hinzufügen, so dass er als einer der qualitätsvollsten in Deutschland zu gelten hat.
Zu Beginn der 50er Jahre brach in der Kunstwelt in Deutschland ein heftiger Streit zwischen denfigürlich arbeitenden und den abstrakt malenden Künstlern aus. Alfred Hentzen bezog mit seinen Erwerbungen klar Stellung für die neue Abstraktion, die sich neben Deutschland vor allem in Frankreich entwickelt hatte und dort unter dem Begriff ‚Ecole de Paris’ international Furore machte. Gemälde von Jean Bazaine, Alfred Manessier, Serge Poliakoff, Pierre Soulages sowie dem aus Deutschland stammenden Hans Hartung, zeigen die unterschiedlichen Ausprägungen der französischen Malerei, die weltweit eine Künstlergeneration beeinflusste. Diese Maler standen in Frankreich denen entgegen, die sich mit dem damals viel diskutierten Existenzialismus auseinander setzen, wie Jean Dubuffet und die Bildhauerin Germaine Richier, der in Paris lebende Deutsche Wols oder der Schweizer Alberto Giacometti. In Deutschland waren es Maler wie Willi Baumeister, Reinhard Drenkhahn, Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter oder der Bildhauer Hans Uhlmann, die der Kunst der noch jungen Bundesrepublik neue Impulse gaben. Ebenso, wie die englischen Künstler Francis Bacon, Henry Moore und David Hockney. Mit Werken der US-Amerikanischen Künstler Sam Francis und Alexander Calder kam durch Hentzens Erwerbungen erstmalig deren Kunst in die Sammlung eines deutschen Museums.
Hentzen leitete vor seiner Berufung nach Hamburg die renommierte Kestner-Gesellschaft in Hannover, in der er gleich nach dem Zweiten Weltkrieg die neuesten Entwicklungen in der Kunst präsentierte. Fast alle später bedeutenden Künstler, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich, Italien und den USA, hatten dort ihre ersten großen Ausstellungen.
Dr. Ulrich Luckhardt, langjähriger Kurator an der Hamburger Kunsthalle, verabschiedet sich mit der Präsentation Kunst der 50er Jahre von den Besuchern.