Kunst der 20er Jahre in Hamburg

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Mit der Neueinrichtung des sogenannten »Hamburger Gangs« an seinem ursprünglichen Standort erhält die Kunst aus Hamburg einen neuen Stellenwert innerhalb der Kunsthalle.

In den Kabinetten im Erdgeschoss der Kunsthalle, genannt »Hamburger Gang«, sind sowohl längerfristige Präsentationen von Sammlungsbeständen als auch kürzere, thematische oder monographische Ausstellungen geplant. Dabei sollen verstärkt die umfangreichen Bestände des Kupferstichkabinetts einbezogen werden.

Die erste Ausstellung widmet sich der »Kunst der 20er Jahre in Hamburg«. Erstmals werden wichtige Teile der umfangreichen Sammlung gezeigt, die bereits von Gustav Pauli, Direktor der Kunsthalle von 1914 bis 1933, aufgebaut wurde und bis heute kontinuierlich fortgeführt wird.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs fanden auch in Hamburg große Veränderungen im Bereich der bildenden Künste statt. Wie in anderen Städten gründeten die Künstler in Hamburg eine Sezession, um als Gruppe stärker in der Öffentlichkeit auftreten zu können. Dieser Zusammenschluss von Malern, Graphikern und Bildhauern ermöglichte gemeinsame jährliche Ausstellungen. Künstlerisch waren die Mitglieder der Sezession unabhängig, ein gemeinsamer Stil entwickelte sich erst, nachdem eine Reihe der älteren Gründungsmitglieder ausgetreten waren und die junge Künstlergeneration Anfang der dreißiger Jahre die führende Rolle übernommen hatte. In den Werken von Eduard Bargheer, Karl Kluth oder Willem Grimm zeigt sich vor allem in der Landschaftsmalerei ein einheitlicherer Stil. Neben diesen panoramatisch angelegten, mit flüssigem Pinselstrich gemalten Kompositionen, verfolgten Künstler wie Heinrich Stegemann, Erich Hartmann oder Dorothea Maetzel-Johannsen expressionistische Tendenzen; Eduard Hopf oder Anita Rée waren in ihren Werken von der Neuen Sachlichkeit beeinflusst. Neben den Malern waren vor allem Bildhauer als Künstler in der Sezession aktiv, wie Friedrich Wield, Hans Martin Ruwoldt oder Paul William Henle.

Auch wenn die Künstler der Hamburgischen Sezession in den 20er Jahren die Kunst in der Hansestadt maßgeblich prägten, konnte sich eine Vielzahl anderer Künstler unabhängig davon entwickeln – künstlerische Positionen, die häufig in Vergessenheit geraten sind.

Die Ausstellung enthält wichtige Neuerwerbungen, u. a. von Stegemann oder Heinrich Steinhagen, die bislang noch nie zu sehen waren. Zu diesen Neuerwerbungen zählen auch die beiden Zeichnungen von Anita Rée, u. a. ein »Selbstportrait«, die vom Verein »Freunde der Kunsthalle e. V.« erworben und der Kunsthalle geschenkt wurden. Gleichzeitig zur Ausstellung erschien im Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude, als erste umfassende Publikation das Buch »Die Hamburgische Sezession« von Friederike Weimar.

Die Hamburgische Sezession war der bestimmende Faktor des Kulturlebens der Hansestadt in den zwanziger Jahren. Sie gab den kulturellen Strömungen der lebendigen und ereignisreichen Zeit in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen wichtige Impulse.

 Im ersten Teil dieses Buches wird erstmals ihrer Geschichte von der Gründung bis zur Auflösung 1933 nachgegangen. Friederike Weimar stellt die Ausstellungen der Künstlergemeinschaft, ihre satirisch-witzigen Künstlerfeste »Zinnober« sowie Persönlichkeiten aus der hanseatischen Theater-, Musik- und Literaturgeschichte vor, die für das vielfältige Rahmenprogramm der Jahresausstellungen sorgten. Der zweite, lexikalische Teil der Publikation widmet sich den Künstlern der Hamburgischen Sezession im Einzelnen. Für jeden der 52 Künstler, Bildhauer und Architekten – wurde ein für seine Mitgliedszeit typisches Werk zur Abbildung ausgewählt. Mit einer kurzen Bildbeschreibung und einer Darstellung des künstlerischen Werdegangs versehen, schildert die Autorin die jeweiligen Besonderheiten der einzelnen Künstler. Viele der Sezessionsmitglieder werden in diesem Buch erstmals wieder der Öffentlichkeit vorgestellt, da sich nach 1933 und durch die Nachwirkungen der Kulturpolitik des NS-Regimes in Vergessenheit gerieten, und erst von der Autorin entdeckt wurden.