25. Februar bis 28. Mai 2007, verlängert bis 2. September 2007
Zwischen 1824 und 1827 schuf der englische Maler und Graphiker John Martin (1789-1854) eine Folge von Schabkunstblättern zu John Miltons berühmten Epos Paradise Lost (Das verlorene Paradies). In 24 Illustrationen schildert Martin den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies als gewaltigen Kampf zwischen den himmlischen und den höllischen Mächten. Bereits während der Entstehung der ersten Illustrationen erhielt Martin von seinem Verleger Septimus Prowett den Auftrag für eine weitere, kleinere Illustrationsfolge zum gleichen Thema. So erschienen 1827 zunächst die Bände im Folioformat, kurz darauf die kleinere Version mit ebenfalls 24 Blättern. Martins kongeniale Umsetzung der Miltonschen Dichtung gehört zu den Höhepunkten der Schabkunst- oder Mezzotintotechnik.
John Martin zählt zu den bekanntesten Landschaftsmalern der englischen Romantik. In seinen meist großformatigen Gemälden schildert er die Natur als erhabene und zugleich phantastische Landschaft. Beeinflusst von den Schriften Edmund Burkes, der 1757 seine philosophische Abhandlung „Vom Erhabenen und Schönen“ verfasst hatte, bewunderte Martin „den sublimen Geist Miltons und seine unbegrenzte Phantasie und Kühnheit in der Beschreibung von Himmel und Hölle, Paradies und Chaos“. Die erste Ausgabe von Miltons Paradise Lost erschien 1667 in London. In insgesamt 12 Büchern, von denen jedes zwischen 600-1100 Verse umfasst, schildert Milton die Schöpfungsgeschichte als Widerstreit von Gut und Böse: Gottvater, seinem Sohn und den himmlischen Engeln stehen die abtrünnigen Engel gegenüber. Die Gegenwelt des Himmels ist das Chaos, in dem Satan mit seinen rebellischen Engeln regiert. Dort errichten sie das Pandämonium. Tod und Sünde sind die wichtigsten Verbündeten, unterstützt durch die Legionen der gefallenen Engel. Statt im offenen Kampf, versucht Satan, Gott mit List und Trug zu besiegen. Nach der Schöpfung dringt er in das Paradies ein und verführt Adam und Eva, die daraufhin von Gott aus dem Paradies vertrieben werden.
Künstler wie Johann Heinrich Füssli (1741-1825) oder William Blake (1757-1827) wurden von den dramatischen Erzählungen Miltons ebenso inspiriert wie Komponisten. So basierte Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung (1798) auf Buch 7 von Miltons Text. Während bei Füssli, der 1799 und 1800 für seine Milton-Galerie insgesamt 28 Gemälde schuf, die handelnden Figuren wie Satan oder Adam und Eva im Mittelpunkt der Darstellung stehen, stellt Martin die Landschaft und die Architektur in den Vordergrund. So gelingt es ihm erstmals durch visionäre Räume und dramatische Lichteffekte, die in Miltons Text geschilderten wechselvollen Stimmungen der Natur wiederzugeben. Martins eindrucksvolle Bilderfindungen wurden Künstlern wie Gustave Doré (1832-1883) oder William Strang (1859-1921) zum Vorbild, die Ende des 19. Jahrhunderts eigene Illustrationsfolgen zu Miltons „Paradise Lost“ schufen.