Johann Georg von Dillis darf als einer der bedeutendsten Künstler in Deutschland an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert gelten. Er nimmt die Traditionen der klassischen Landschaftskunst auf, die er in eine neue »realistische« Landschaftsmalerei überführt, wie sie sich im Laufe des 19. Jahrhundert zunehmend durchsetzte. Ähnlich wie später Adolph von Menzel bannte Dillis unmittelbare Eindrücke der ihn faszinierenden Themen auf Papier.
Dillis spielte als Professor für das Landschaftsfach an der Münchner Akademie, als Galeriedirektor und als Berater Ludwig I. bei allen Ankäufen und Kunstfragen eine wichtige Rolle. Als Künstler und als Kunstorganisator pflegte er Kontakte mit bedeutenden Zeitgenossen in den Kunstzentren Rom, Florenz, Mailand, Paris, Wien und Prag. Da er aufgrund seiner Aufgaben als Galeriedirektor und Kunstberater auf die Herstellung von Gemälden immer mehr verzichten musste, gewannen die Zeichnungen umso größeres Gewicht.
Unter den großen Künstlern um 1800 in Deutschland ist Dillis vielleicht der einzige, dessen Œuvre noch in weiten Teilen unerschlossen ist. Bekannt sind seine Ölgemälde und Ölskizzen sowie eine Anzahl von Zeichnungen und Aquarellen in öffentlichem und privatem Besitz. Nahezu unbekannt ist dagegen der riesige Bestand seines privaten Zeichnungsnachlasses im Historischen Verein von Oberbayern, der seit 1996 in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München aufbewahrt wird.
Nach der umfassenden wissenschaftlichen Bearbeitung dieses Bestandes in den letzten Jahren zeigt die Ausstellung aus dem rund 8.500 Zeichnungen und 40 Skizzenbücher umfassenden Konvolut eine Auswahl der besten und interessantesten Blätter. Zu sehen sind ca. 80, den europäischen Rang des Künstlers dokumentierende Blätter, in allen Techniken der Zeichnung: Feder, Rötel, Gouache mit Aquarelltechnik gemischt, Aquarelle, Pinselzeichnungen mit verschiedenen Tinten, auf weißem, farbigem oder vom Künstler selbst eingefärbtem Papier. Der motivische Schwerpunkt der Auswahl liegt dabei auf Landschaften, den exzeptionellen Wolkenstudien sowie Portraits und Genreszenen.
Die Ausstellung wurde von einem im Wienand-Verlag Köln erschienenen Katalog, mit Texten von Barbara Hardtwig und einem Beitrag von Brigitte Huber, begleitet, in dem jedes Exponat farbig abgebildet ist (256 S., € 30).
Im Anschluss wanderte die Ausstellung Johann Georg von Dillis in das City Art Centre nach Edinburgh, Schottland und war dort vom 23. Oktober 2004 bis 8. Januar 2005 zu sehen.