Im Banne des Dunkels

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Charles Meryon und die französische Radierbewegung

Mit der Ausstellung Im Banne des Dunkels präsentiert die Hamburger Kunsthalle den 1821 geborenen und bereits 1868 in geistiger Umnachtung gestorbenen Künstler Charles Meryon als frühen Erneuerer der französischen Radierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Meryon kommt eine Sonderstellung innerhalb der Renaissance der Radierkunst zu, da er bereits in den 1850er Jahren Radierungen anfertigte, um das Gesicht des mittelalterlichen Paris festzuhalten.

In seinen Graphiken rückte Meryon die Erscheinung der Großstadt immer wieder in ein geradezu visionäres Licht und leistete damit einer Lesart der Blätter im Sinne eines Psychogramms Vorschub.

Die Blätter des Künstlers vor der Folie seiner geistigen Erkrankung zu lesen, gilt es jedoch zu relativieren. Ohne dass man die Abgründigkeit seiner Pariser Ansichten in Frage stellen müsste, ist er dennoch ein Kind seiner Zeit. Einerseits hielt Meryon den alten Stadtkern mit seinen verwinkelten Gassen zu einer Zeit fest, als eben dieses mittelalterliche Paris den Stadterneuerungsplänen unter Baron Haussmann zum Opfer fallen sollte. Andererseits ist Charles Meryon im Kontext der Radiermode zu sehen. Deshalb werden seine Arbeiten in der Ausstellung in einen dialogischen Bezug zu Arbeiten von Künstlerkollegen gesetzt, darunter Félix Bracquemond, Maxime Lalanne oder Francis Seymour Haden. Wie diese war auch Meryon Mitglied der Société des A­­qua­fortistes, die ab 1862 das Revival der Radierung in Frankreich endgültig durchsetzte.

Die Ausstellung im Saal der Meisterzeichnung zeigt insgesamt 20 Arbeiten Meryons, sowie Blätter von Künstlern aus dessen Umkreis. Die Blätter stammen aus eigenem Bestand, aus der Sammlung Hegewisch in der Hamburger Kunsthalle und aus dem Berliner Kupferstichkabinett.