Franz Erhard Walther (*1939 in Fulda) entwickelte Anfang der 1960er Jahre einen Werkkomplex, der eine grundlegende Befragung des Begriffs der Skulptur vornimmt. Die aus Papier, Textilien und später aus Stahl gefertigten skulpturalen Objekte erinnern in ihrer Einfachheit der Form an Werke des Minimalismus. Walther versteht sie jedoch als Arbeits-materialien, die in verschiedenen Formationen gezeigt werden können und in Aktionen, sogenannten Werkhandlungen, durch den Künstler und Betrachter zum Einsatz kommen. Gesten und Handlungen werden Bestandteil der Skulptur, was diese aus ihrer hermetischen Geschlossenheit löst und zu einem „anderen Werkbegriff" (Walther) führt. Mit der systematischen Entwicklung des erweiterten Werkbegriffs erlangte Walther internationales Ansehen und stellte u. a. im Museum of Modern Art (MoMA) und vierfach auf der documenta in Kassel aus.
Die Ausstellung der Hamburger Kunsthalle zeigt erstmals vollständig die Arbeiten aus der eigenen Sammlung, die in den 1960er und 1970er Jahren entstanden sind und als Schlüsselwerke des frühen Schaffens gelten. Gouachen, Zeichnungen, Fotos und Filme werden ebenso ausgestellt und machen das Werk in seiner konzeptuellen Dimension sichtbar. Während ihrer Laufzeit wird Franz Erhard Walther die Präsentation mehrfach verändern und damit die verschiedenen Werk- zustände, die er während der 1960er und 1970er Jahre entwickelt hat, demonstrieren. Die Umbauten der Ausstellung werden von Walther selbst vorgenommen und sind für die Öffentlichkeit zugänglich.