Mit der Ausstellung der privaten Sammlung eines früheren Mitarbeiters der Hamburger Kunsthalle, Wilhelm Werner, wird erstmals Einblick in eine der wohl ungewöhnlichsten Privatsammlungen moderner Kunst aus Hamburg im 20. Jahrhundert gegeben. Werner trat am 5. Juli 1914 seinen Dienst als Hilfsaufseher an und wurde 1952 als Hausmeister pensioniert. Als Werkmeister hatte er immer direkten Kontakt mit den Künstlern, die Ihre Arbeiten in der Hamburger Kunsthalle ausstellten. Er war verantwortlich für den Umgang mit den Kunstwerken wie ihrer Hängung, und vielfach fertigte er auf Wunsch der Künstler die Rahmen.
Wilhelm Werner war es, der im Sommer 1937 die Werke der jüdischen Künstlerin Anita Rée aus dem Besitz der Kunsthalle vor der Beschlagnahmung im Rahmen der Aktion „entartete" Kunst durch die Nationalsozialisten rettete. In einem einzigartigen und mutigen Akt von Zivilcourage versteckte er Gemälde der Künstlerin, die sich schon 1933 das Leben genommen hatte, in seiner Wohnung in der Kunsthalle. Es ist Wilhelm Werner und seinem Hausmeisterkollegen, die beide nicht in den Zweiten Weltkrieg eingezogen worden waren, zu verdanken, dass die Gebäude der Kunsthalle während der Bombardierungen Hamburgs vergleichsweise so glimpflich davon gekommen sind: während der Angriffe waren beide auf den Dächern und löschten die Brandbomben.
Die Sammlung, die Wilhelm Werner im Laufe der Jahrzehnte zusammentrug, umfasst über 500 Werke, Gemälde wie Arbeiten auf Papier. Die Freundschaft zu den Malern Heinrich Stegemann und Willem Grimm führte dazu, dass Werner von ihnen jeweils große Werkgruppen besaß. Aber auch von Hans Martin Ruwoldt und Eduard Hopf oder Fritz Flinte befindet sich eine größere Anzahl von Werken in der Sammlung. Von anderen Künstlern, wie Karl Kluth, Franz Breest, Alma del Banco, Emil Maetzel, Dorothea Maetzel-Johannsen, Anita Rée oder Fritz Kronenberg, konnte Wilhelm Werner einzelne bedeutende Werke zusammentragen.
Als einzigartiges Dokument der Kunst in Hamburg ist die Sammlung bislang noch nie öffentlich zu sehen gewesen und war bislang auch nur einigen wenigen Fachleuten bekannt. Für die Präsentation in der Hamburger Kunsthalle werden ca. 130 Werke ausgewählt.