Francisco de Goya

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Disparates

Die Reihe der Goya Graphik aus der Sammlung Hegewisch beschließen wir mit einem Spätwerk: Die Disparates (Torheiten, 1816-24), die etwa zur gleichen Zeit wie Goyas berühmte »schwarze Bilder« entstanden. Nach den »Desastres de la Guerra«, in denen Goya die Grauen des spanischen Freiheitskrieges dokumentiert, gehören die »Disparates« zu den rätselhaftesten, eigentlich nie wirklich gedeuteten Werken des Künstlers. Ihre hintergründige Bildwelt entzieht sich der Erklärung, die Blätter wirken gespenstisch, verschlüsselt, fast absurd. Goya zeigt Szenen volle pessimistischer Weltansichten und Hoffnungslosigkeit, in denen der Mensch als Spielball seiner Ängste und Widersprüchlichkeiten vorgeführt wird. Lüge und Dummheit, Eitelkeit und Machtgier werden hier angeprangert, wobei mit Titeln wie »Allgemeine Torheit« nicht nur die Missstände der eigenen Zeit während der absolutistischen Restauration charakterisiert werden. So eröffnen die Bilder eine phantastische, traumhafte Welt, die dem Surrealismus näher zu sein scheint als Goyas eigenem Zeitalter.

Zu Lebzeiten von Goya entstanden nur Probedrucke der »Disparates«. Erst 1864 druckte die Academia de San Fernando eine Auflage der 18 Radierungen unter dem Titel »Proverbios«, die wir in der Ausstellung zeigen. Der Titel ist bis heute umstritten: Mit dem Begriff »Proverbios« sollte vermutlich suggeriert werden, dass die Blätter als Kommentare zu Sprichwörtern zu verstehen seien, wofür es jedoch keine Belege gibt. Durchgesetzt hat sich der Titel »Disparates«, den Goya auf einigen Probedrucken selbst vermerkt hat. Kurz nach dem Druck der ersten Auflage wurden vier weitere Radierungen aus der Serie im Besitz des spanischen Malers Eugenio Lucas entdeckt, die 1877 in der französischen Kunstzeitschrift »L’ Art« erschienen.