»Da kann man stundenlang aufs Meer schauen –das Meer schaut doch nie zurück!«
Nichts geringeres als die Erhabenheit der Natur ist das Thema des 1960 in Husum geborenen Jochen Hein. »Der Wunsch des Menschen, mit etwas Größerem als sich selbst in Kontakt zu treten, ist der Anstoß für meine Bilder und fortwährender Motor meiner Arbeit«, sagt Hein über seine Werke, die heimische Landschaft zeigen. Nicht anachronistisch, sondern zeitlos sind diese Naturstudien, die in ihrer Genauigkeit und Brillanz an deutsche Romantiker erinnern, und in ihrer atmosphärischen Dichte wie das Kondensat eines Augenblicks wirken. Manche seiner Bilder sind kaum größer als ein Schulheft, andere füllen eine ganze Museumswand. Doch gleich welchen Formats: Sie zeigen Kraft, Weite und Rätselhaftigkeit einer Natur, die der Mensch zwar berühren und gestalten kann, die jedoch ebenso gut ohne den Menschen auskommt.
Jochen Heins Bilder eröffnen dem Auge des Betrachters eine Tiefe, einen Reichtum an Details und Strukturen, deren Qualität über jede technische Reproduktion hinausreicht. Heins Motive sind Urbilder - wie Baum, Gras, Meer - , die er zunächst mit dem Fotoapparat sammelt und am Computer bearbeitet, bevor er sie in aufwendigem Malprozess in dünnen Farbhäuten auf kompakten, geradezu plastischen Leinwänden umsetzt. »Die Spannung zwischen der Raumwirkung der Bilder aus der Ferne und ihrer banalen materiellen Beschaffenheit aus der Nähe betrachtet spiegelt die Spannung, die zwischen Erwartung und Wirklichkeit liegt.«
Heins Gemälde, die wir in der 13. Ausstellung unserer Reihe Standpunkt zeigen, sind funkelnde Objekte von großem malerischen Reiz und zugleich Fenster, die in eine uns scheinbar vertraute, doch nie zu ergründende Natur führen.
Zur Ausstellung erschien ein Katalogheft für € 3.