Im Vergleich zum Umfang seines gemalten Werkes ist Canalettos druckgraphisches Oeuvre mit gut dreißig Blättern, die wir aus den Beständen des Kupferstichkabinetts fast vollständig zeigen können, bescheiden und doch von besonderem Rang. Denn anders als die von ihm beschäftigten Reproduktionsstecher, mit deren Hilfe er seine berühmten Veduten in ganz Europa bekannt gemacht hat, schafft Canaletto selbst in seinen eigenhändigen Radierungen eine Analogie zur Lichthaltigkeit seiner Malerei und dies mit genuin graphischen Mitteln. Vor einem weißen Blattgrund, der als Element der Komposition und im Kontrast von Hell und Dunkel mitspricht, entwickelt er ein variables und transparentes System sich lockernder und verdichtender, parallel geführter gerader und krauser Linien und Striche, wobei er vielfach den zeichnerischen Duktus offen stehen läßt.
Dieser geistreiche Einsatz des Mediums entspricht seinem geistvollen Umgang mit seinen Motiven, wie es das Titelblatt seiner wohl 1744 veröffentlichten Folge »Veduten, zum Teil Ort aufgenommen, zum Teil aus der Phantasie«, ankündigt und vorführt: Hinter einer architektonisch gerahmten Wand werden links ein venezianisches Haus, rechts römischantikische Architekturelemente sichtbar, eine Gegenüberstellung und »ideale« Vereinigung, den Zyklus durchzieht und besonders markant ist in dem Blatt vom »Portikus mit der Laterne« (Mitte der Stirnwand).
Da es für die Radierungen keine eindeutige Reihenfolge gibt, haben wir in der Ausstellung versucht, sie ihrem thematischen Zusammenhang und ihrem stilistischen Aspekt gemäß zu Ordnen.