Die Auswahl aus den an Kunst jener Zeit besonders reichen Beständen des Kupferstichkabinetts zeigt an Beispielen der deutschen Druckgrafik zwischen 1770 und 1830 unterschiedliche Positionen und Kategorien der Landschaftskunst, aber auch deren Beziehungen und Vermischungen. Für alle ihre Vertreter gilt, daß sie über Naturstudium und Naturbegeisterung hinaus Landschaft zum Bedeutungsträger erheben, zur Darstellung von Empfindungen oder zur Sichtbarmachung in Ideen.
Dies wird besonders deutlich im Werk der Deutschrömer Joseph Anton Koch und Johann Christian Reinhart, die in ihren Radierungen die Idylle als ursprüngliche Harmonie von Mensch und Natur ins Klassische und Heroische steigern und in der Landschaft das Ganze der Natur in ihrer unwandelbaren Struktur und ihrer mythischen Dimension, die auch eine sittliche einschießt, gestalten.
Als Antipoden treten in der Ausstellung die norddeutschen Künstler der Romantik hervor: Philipp Otto Runge, der in seinem Zyklus der vier »Zeiten« den Begriff »Landschaft« neu deutet als universalen Zusammenhang von Mensch, Natur und Kosmos, und Caspar David Friedrich, der die Motive seiner äußerlich anspruchslosen Radierungen auf religiöse und geschichtsphilosophische Bildgedanken konzentriert. Karl Blechens Natur- und Architekturphantasien und die romantische Vergangenheitsbeschwörung bei Ernst Fries erscheinen als thematisch vergleichbar.
Die Ausstellung setzt ein mit drei Gegenüberstellungen, die charakteristisch für die Kunst ins 19. Jahrhundert hinein bleiben: dem niederen Stil im Hirtenidyll beim Maler Müller und dem hohen antikisierenden Stil bei Salomon Gessner, der komponierten Landschaft bei Gessner und der Studie bei Johann Georg Dillis, der momentan gesehenen Natur bei Dillis und der Versinnlichung ihrer Kräfte bei Carl Wilhelm Kolbe nach dessen Motto, das »Geistige und das Lebendige« seien Thema des Landschaftskünstlers. Die knappe Auswahl möge das Beziehungsfeld der Landschaftskunst Franz Hornys (1798 - 1824) veranschaulichen, die in einer Retrospektive vom 11. Dezember 1998 bis zum 14. Februar 1999 im Kuppelsaal der Hamburger Kunsthalle zu sehen sein wird.