Der Hamburgische Künstlerclub von 1897

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An der Alster, an der Elbe, an der Bille sind die Bilder dieser Ausstellung gemalt worden. Es sind Schilderungen aus Hamburg und dem Umland und vom einfachen Leben der Fischerfamilien auf der Elbinsel Finkenwerder. Was die jungen Maler verband, war das Malen in der freien Natur mit hellen Farben, im Licht des Sommers und in oft kühnem Blickwinkel.

Ernst Eitner, Arthur lllies, Julius von Ehren und ihre Freunde gehören zu jenen deutschen Künstlern, die als erste und in überzeugender Weise die Anregungen der Impressionisten aufgegriffen und verarbeitet haben. In der Hamburger Kunsthalle hatte Alfred Lichtwark, der erste Direktor, im Frühjahr 1895 zum erstem Mal Bilder von Monet, Pissarro, Sisley und Manet ausgestellt. Die Hamburge Maler folgten den Vorbildern und beschäftigten sich malend mit dem Licht. Lichtwark nahm sie aufmerksam wahr, erteilte ihnen Aufträge für seine Sammlung von Bildern aus Hamburg und ermutigte sie, sich zusammenzuschließen. 1897 gründeten die acht jungen Künstler und der ältere Maler Thomas Herbst den Hamburgischen Künstlerclub von 1897.
Das Publikum war empört und lehnte wütend die Schmieralien und Farborgien ab. Die Maler aber ließen sich nicht davon abbringen, die Natur genau zu beobachten und ihre Bilder in frischen Farben zu malen; so sahen sie den Schatten farbig, was die Leute besonders erregte. Wenn sie sich allwöchentlich im Cafe Felber am Steindamm trafen, diskutierten sie über ihre Malerei. Arthur lllies schrieb: »Wir unterhalten uns ständig darüber, wie wir dies oder das sehen, und wie es auf dem Bild erscheinen müßte. So gelangen wir zu einem immer intensiveren Studium der Erscheinungen unserer Heimat.«
Arthur Siebelist, dessen pädagogische Fähigkeit Lichtwark erkannte, sammelte Schüler um sich und ging mit ihnen in die Natur, um dort zu malen. 1902 malte er in Hittfeld das Gruppenbild seiner Schüler, für das er eine zwanglose Situation wählte: beim Abendspaziergang weist der Lehrer seine Schüler auf etwas Malenswertes hin, das sich außerhalb des Bildes befindet. Die fünf begabtesten Schüler wurden 1903 in den Künstlerclub aufgenommen, darunter Franz Nölken.
Das Zeichnen war für alle Mitglieder des Hamburgischen Künstlerclubs ein häufig genutztes Mittel, die Flüchtigkeit des beobachteten Augenblickes festzuhalten.  Die meisten Mitglieder arbeiteten auch mit Radierung und Lithographie. Vor allem die farbigen Radierungen von Arthur lllies sind herausragend; seine spielerische Experimentierfreude führte ihn zu immer neuen drucktechnischen Versuchen. Chinesische und japanische  Farbholzschnitte haben die Blumenbilder von lllies stark beeinflusst; in ihrer Verbindung von vollendeter Stilisierung mit unbefangen lebendiger Anschauung sind sie der asiatischen Bildwelt nahe.
Hundert Jahre später haben sich die Hamburger Kunsthalle (22. August bis 19. Oktober) und das Altonaer Museum (17. September bis 25. Januar) zu einem kritischen Rückblick zusammengefunden.  Die Malerei wird in der Kunsthalle gezeigt (65 Gemälde), im Altonaer Museum die Graphik: 37 Zeichnungen, 62 Radierungen und zwölf Lithographien.
Zu den Ausstellungen hat die Kunsthalle einen gemeinsamen Katalog herausgegeben mit Beiträgen von Garsten Meyer-Tönnesmann, Helmut R. Leppien, Dörte Zbikowski, Christian Vogel und Gerhard Schack; 128 Seiten, 72 ganzseitige Farbabbildungen; 38,-- DM.