Hermann Pitz (geb. 1956) arbeitet mit Fotos, Objekten und Installationen. Er verbindet Gefundenes mit Geschaffenem. Er legt seinen Arbeiten etwas Zufälliges zugrunde, eine Art Fundstück: Seine tagebuchartigen Sofortbilder, die Vogelnester, deren Inneres er ausgestaltete, und mit den Acuarien ausgediente Aquarien, die nun Objekte bergen.
Die Sofortbilder 1982 - 1995, dokumentarische Aufnahmen von Werken, Räumen, Situationen, hat Pitz erst Jahre später zu einer Werkserie gestaltet. Jedes Foto bezieht sich inhaltlich, formal oder motivisch auf vorangegangene Arbeiten. Hier tritt das Selbstreflektive besonders hervor. Zum einem ist es eine kontinuierlich über mehrere Jahre an ständig wechselnden Orten fortgeführte Arbeit. Zeit wird sichtbar - in der Hängung der gerahmten Bilder ist sie als räumliche Distanz nachvollziehbar. Erlebnisse werden geordnet und chronologisch archiviert. Zum anderen hat Pitz die einzelnen Bilder kommentiert.
[...] das Sofortbild diente dazu, die richtigen Belichtungszeiten für Ektachrome-Aufnahmen von Installationen und plastischen Arbeiten herausfinden [...] Einige Photos wurden als Tagebucheintrag in Notizkalender integriert und auf diese Weise bewahrt. [...] Andere wurden aufgehoben, weil ihr Bildgehalt mögliche Wendepunkte in der Entwicklung der Arbeit von Pitz andeutete. [...] Im späteren Gebrauch diente ihm die Einzigartigkeit des Sofortbildes für theoretische und ideale Bemerkungen über die Arbeit und die Rolle des Künstlers. [...]
Eine weitere Arbeit, die in der Ausstellung zu sehen ist, sind die Vogelnester. Es sind dies Acht Konkavarbeiten aus dem Jahre 1993, die in Afrika entstanden. Im Auftrag der Rijksakademie van Beeldende Kunsten (Amsterdam), wo Pitz lehrt, reiste er für einige Wochen nach Mahalapye, Botswana. Er arbeitete dort in einem Workshop, der dem Austausch von afrikanischer und europäischer Kunst diente. Pitz sammelte Nester der Webervögel und bemalte sie in ihrem Inneren mit miniaturhaften Malereien: eine Szene mit einem Löwen in der Steppe; ein fiktiver Blick in die National Gallery von Botswana; eine Wegbeschreibung, die wie ein afrikanisches Muster wirkt; und ein Nest - es hat die Form des afrikanischen Kontinents - birgt in seinem Inneren eine Karte der afrikanischen Länder. Mit seinen Ideen zog Pitz ein in die Behausungen, die die Vögel verlassen hatten. Die Welt spiegelt sich in den Vogelnestern.
Es ist ein Katalogheft erschienen.