Restitution und Rückkauf »Walchensee« von Lovis Corinth
Die Hamburger Kunsthalle und die Erben von Prof. Dr. Curt Glaser haben sich nach umfangreichen historischen Forschungen hinsichtlich des Aquarells »Walchensee« von Lovis Corinth aus der Sammlung von Prof. Dr. Curt Glaser nach einem einvernehmlichen Verfahren und Austausch auf eine gerechte und faire Lösung geeinigt. In Anerkennung der Verfolgung von Prof. Dr. Curt Glaser durch das Nazi-Regime haben sich die Erbengemeinschaft und die Freie und Hansestadt Hamburg darauf verständigt, dass das Aquarell von Lovis Corinth nach erfolgter Restitution von der Kunsthalle zurückgekauft und somit in der Sammlung der Hamburger Kunsthalle verbleibt.
Prof. Dr. Curt Glaser war Arzt und promovierter Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Verfasser zahlreicher bedeutender kunsthistorischer Publikationen. Er war seit 1909 in verschiedenen Positionen in den Berliner Museen tätig, zuletzt war er Direktor der Staatlichen Kunstbibliothek Berlin. Zudem war er ein passionierter Kunstsammler und hatte gemeinsam mit seiner Frau Elsa Glaser eine umfangreiche Kunstsammlung angelegt. Schon vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war er Diffamierungen auch aufgrund seiner jüdischen Herkunft ausgesetzt. Bevor er im September 1933 zwangspensioniert wurde, war er als von den Nationalsozialisten verfolgter jüdischer Museumsdirektor bereits vor Erlass des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom Amt des Direktors der Kunstbibliothek beurlaubt worden. Prof. Dr. Curt Glaser, der in Deutschland keine Zukunft mehr sah, emigrierte gemeinsam mit seiner zweiten Frau im Juni 1933 zuerst nach Frankreich, in die Schweiz, Italien und schließlich über Kuba in die USA. 1943 starb Glaser in Lake Placid, New York. Bevor er Deutschland verließ, hatte er sich am 9. Mai 1933 bei Auktionen im Kunst- und Auktionshaus GmbH, Berlin, und am 18. und 19. Mai 1933 beim Auktionshaus Max Perl, Berlin, von einem Großteil seiner Kunstsammlung und -bibliothek und seiner Wohnungseinrichtung getrennt. Auf der Versteigerung beim Auktionshaus Max Perl, Berlin, war unter dem Lot. 745 das Aquarell »Walchensee« aufgerufen worden. Wer dieses Gemälde auf der Auktion ersteigert hatte, konnte bis heute nicht ermittelt werden. Die Hamburger Kunsthalle erwarb das Werk 1949 von einem Privatsammler.
Das Werk wird zukünftig von der Hamburger Kunsthalle mit folgendem Zusatz beschriftet: »Aus der Sammlung Prof. Dr. Curt Glaser, an die Erben restituiert und von den Erben zurückerworben im Jahr 2015«. Die Einigung basiert auf den Prinzipien der Washingtoner Konferenz 1998 und in Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom 14. September 1999.
Dr. Ute Haug