Der Künstler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) ist den meisten nur durch sein berühmtes Bildnis „Goethe in der Campagna“ bekannt. Nach eigener Aussage charakterisieren „Belehrung und Unterhaltung“ das Werk dieses Künstlers. Er ist stellvertretend für eine Epoche im allgemeinen Bewusstsein verankert, die durch große gesellschaftliche und politische Umbrüche geprägt wurde.
Von den Ereignissen nach der Französischen Revolution war Tischbein persönlich betroffen und musste 1799 vor den französischen Truppen aus Neapel fliehen. Dorthin war er 1787 gekommen und wurde 1789 Direktor der dortigen Kunstakademie. Nach seiner Flucht gelangte er über mehrere Stationen 1801 nach Hamburg, wo er bis 1808 blieb. Hier stand er bald in engem Kontakt mit Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg, der ihn 1808 zum Hofmaler und ersten Galerieinspektor berief. Tischbein siedelte in die herzogliche Sommerresidenz Eutin über, wo er bis zu seinem Tode im Jahr 1829 tätig war.
Die Ausstellung dokumentiert diese Zeit mit Zeichnungen und Aquarellen, die zu einem großen Teil während seines Aufenthalts in Hamburg und Eutin entstanden sind. Entscheidend für sein gesamtes Werk war jedoch Tischbeins Aufenthalt in Italien. Hier entwickelte und konzipierte er seine zahlreichen Projekte, die ihn bis zu seinem Tod 1829 beschäftigten. Die Ausstellung will einen Einblick in diese Pläne geben, die Tischbein als einen vielseitigen, ausgesprochen erfindungsreichen und zukunftsweisenden Künstler um 1800 zeigen.
Sie präsentiert Tischbein als einen Künstler, der den klassischen Künstlerbegriff in Frage stellt, indem er bildende Kunst, Wissenschaft und Literatur miteinander verbindet ‑ sie zeigt Tischbein als Zeichner, Archäologen und Geschichtenerzähler.
Ergänzend zur Ausstellung wird im Jenisch-Haus in Altona ein eigenwilliges, universalistisches Werk vorgestellt, das einen visuellen Kosmos hervorgebracht hat, der sich aus Antikenstudium, dem Erlebnis der Jahre in Rom und Neapel sowie zahlreichen anderen Quellen speist.