Die Landschaft in der italienischen Zeichnung

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Das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle zeigt aus eigenem Bestand eine Auswahl von 30 italienischen Landschaftszeichnungen. Mit ihnen werden wichtige Phasen der Entwicklung dieses Bildthemas in Italien in der Zeit von ca. 1500 bis 1830 veranschaulicht. Viele dieser Blätter werden erstmals überhaupt oder seit Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit gezeigt.

Die in der Ausstellung vertretenen Zuschreibungen sind das erste öffentlich vorgestellte Teilergebnis eines mehrjährigen Forschungsprojektes, in dem mit großzügiger Unterstützung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius die ca. 800 italienischen Altmeisterzeichnungen vom 15. -18. Jahrhundert im Kupferstichkabinett wissenschaftlich untersucht werden.

Die Ausstellung widmet sich der italienischen Landschaftszeichnung, die trotz ihres, auch in der Ausstellung dokumentierten, hohen künstlerischen Ranges bislang kaum erforscht ist. Die letzte repräsentative Schau sowie die einzige übergreifende Publikation (in italienischer Sprache) liegen mehr als drei Jahrzehnte zurück. In Deutschland gab es bislang noch keine größere Überblicksausstellung zu diesem Thema.

Ein Grund für diese Zurückhaltung liegt an den besonderen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung von Landschaftszeichnungen. Im Gegensatz zu anderen Themenbereichen können diese Blätter nur in seltenen Fällen mit Fresken, Gemälden oder Druckgraphiken in direkte Beziehung gesetzt werden. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt der Zuschreibung, da nur wenige Zeichnungen von den Künstler selbst signiert wurden.

Die Mehrzahl der italienischen Künstler im 15. und frühen 16. Jahrhundert konzentrierte sich auf das Studium des menschlichen Körpers und so entwickelte sich die Landschaftszeichnung relativ zögerlich. Seit dem16. Jahrhundert lässt sich vor allem in Ober- und Mittelitalien eine intensivere Beschäftigung mit der Landschaft nachweisen. In der Ausstellung sind aus dieser Phase eindrucksvolle Beispiele von Polidoro da Caravaggio, Domenico Campagnola und Federico Barocci zu sehen. Die im späten 16. und im 17. Jahrhundert sehr einflussreiche Schule von Bologna ist mit einer Zeichnung von dem in der Nachfolge der berühmten Malerfamilie

Carracci stehenden Giovanni Francesco Grimaldi vertreten. Von dem ungleich bedeutenderen Bolognesen Guercino kann lediglich eine – allerdings sehr gelungene – Fälschung des 18. Jahrhunderts präsentiert werden. Sie dokumentiert das bei den Sammlern damals zunehmende Interesse an Landschaftszeichnungen nachdrücklich.

In Florenz entstanden unter dem Patronat der Medici vor allem um 1600 und im 17. Jahrhundert wichtige Beiträge zur Landschaftszeichnung. Von herausragender Qualität ist Stefano della Bella, dessen „Reiter an der Tränke“ als Vorstudie für eine seiner späten Radierungen diente.

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts übernahm Rom die Führungsrolle in der italienischen Landschaftszeichnung. Dies lag vor allem an den gebürtigen Franzosen Claude Lorrain  und Gaspar Dughet die beide jahrzehntelang in Italien arbeiteten. Da sie mit ihren idealen, klassischen Landschaften eine ganze Generation italienischer Künstler prägten, sind sie in der Ausstellung mit charakteristischen Werken vertreten. Auch in der Wiedergabe künstlerisch bedeutender Stadtlandschaften setzte mit Gaspar van Wittel, genannt Vanvitelli, ein aus dem Norden stammender, aber jahrzehntelang in Italien lebender Künstler, die Maßstäbe.

Im 18. Jahrhundert erlangte Venedig nochmals starken Einfluss. Besonders gefragt waren damals arkadische Landschaften, wie sie Francesco Zuccarelli und Giuseppe Zais in zahlreichen gefälligen Beispielen lieferten. Zeitgleich entstanden auch Meisterwerke atmosphärischer Landschaftszeichnung, wie Francesco Guardis Ansicht der venezianischen Lagune.

Die Ausstellung endet mit einem Ausblick ins 19. Jahrhundert, in dem die italienische Kunst entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil durchaus bemerkenswerte Leistungen hervorgebracht hat. So ließ sich Felice Giani von einer Idylle Salomon Geßners zu einer fulminant gezeichneten Waldlandschaft inspirieren. Gezielt für den zunehmenden Tourismus entstanden topographisch exakt aufgenommene Landschaften, wie Filippo Giuntotardis großformatige Ansicht von Bajae und die beiden Darstellungen römischer Brücken von Antonio Acquaroni.